Was ist klassische Homöopathie?

Jor­dan­quel­le — Isra­el 2016

Fragen und Antworten

Begrün­det wur­de die Metho­de der Homöo­pa­thie durch den deut­schen Arzt und Apo­the­ker Dr. Samu­el Hah­ne­mann (1755−1843).

Grund­la­ge für die Homöo­pa­thie bil­den drei Grund­sät­ze:

  • die Ähn­lich­keits­re­gel
  • die Prü­fung der homöo­pa­thi­schen Arz­nei am Gesunden
  • die Ver­wen­dung der Arz­nei­mit­tel in poten­zier­ter Form

Der Begriff setzt sich aus den grie­chi­schen Wör­tern homo­i­os (ähn­lich) und pathos (Lei­den) zusammen.

Simi­lia simi­li­bus curen­tur — Ähn­li­ches möge durch Ähn­li­ches geheilt wer­den. Die­se Ähn­lich­keits­re­gel ist das Grund­prin­zip der Homöo­pa­thie. Es bedeu­tet, dass ein homöo­pa­thi­sches Arz­nei­mit­tel nur hel­fen kann, wenn es bei einem gesun­den Men­schen mög­lichst ähn­lich die Sym­pto­me her­vor­ruft, unter denen der Erkrank­te leidet.

Um die Wir­kung eines Arz­nei­mit­tels her­aus­zu­be­kom­men, wird es in poten­zier­ter Ver­dün­nung an gesun­den Per­so­nen geprüft (Arz­nei­mit­tel­prü­fung).

Die­ses stu­fen­wei­se Ver­dün­nen und Ver­schüt­teln der Wirk­stof­fe im Her­stel­lungs­pro­zess homöo­pa­thi­scher Arz­nei­mit­tel wird Poten­zie­ren genannt.

Am häu­figs­ten wer­den D- und C‑Potenzen angeboten:

Das D steht für Dezi­mal, das Ver­dün­nungs­ver­hält­nis beträgt 1:10.

Das C ist die Abkür­zung für Cen­te­si­mal, das Ver­dün­nungs-ver­hält­nis ist 1:100.

Auch noch gebräuch­lich sind LM- oder Q‑Potenzen, die einem etwas kom­pli­zier­te­ren Ver­schüt­te­lungs­pro­zess unter­lie­gen (1:50.000).

Als Aus­gangs­sub­stan­zen für homöo­pa­thi­sche Arz­nei­en wer­den vor allem Pflan­zen, aber auch Mine­ra­li­en, Metal­le, tie­ri­sche Pro­duk­te – z. B. Schlan­gen­gif­te – u.v.m. verwendet.

In der homöo­pa­thi­schen Haus­apo­the­ke fin­den sich oft die bekann­ten homöo­pa­thi­schen Arz­nei­mit­tel wie Arni­ka, Bel­la­don­na (Toll­kir­sche), Nux vomica (Brech­nuss) oder auch Mer­cu­ri­us (Queck­sil­ber, — natür­lich in ver­dünn­ter und ungif­ti­ger Konzentration).

“Des Arz­tes höchs­ter und ein­zi­ger Beruf ist, kran­ke Men­schen gesund zu machen, was man Hei­len nennt.” Das ist der ers­te Para­graph, den Samu­el Hah­ne­mann in sein Grund­la­gen-Lehr­buch “Das Orga­non” geschrie­ben hat.

Aber das ist doch tri­vi­al! Das ist doch klar, das machen wir doch heu­te viel bes­ser, — oder? Ober­fläch­lich betrach­tet: Denn, — wo hei­len wir heu­te noch in der Medi­zin? Sicher, die Chir­ur­gie hat gewal­ti­ge Fort­schrit­te gemacht, bis hin zu Herz­trans­plan­ta­ti­on. Aber den­noch bringt Chir­ur­gie kei­ne Hei­lung, son­dern bleibt ledig­lich eine unvoll­kom­me­ne Reparaturwerkstatt.

Aku­te Infek­te, aku­te lebens­be­droh­li­che Krank­hei­ten? Ja, die kön­nen wir häu­fig tat­säch­lich hei­len – Coro­na/­Co­vi­d19-Viren viel­leicht aus­ge­nom­men — z. B. mit Anti­bio­ti­ka, mit einer her­vor­ra­gen­den Inten­siv­me­di­zin! Aber wie steht es mit den chro­ni­schen Krank­hei­ten: Hyper­to­nie, Dia­be­tes, Asth­ma und COPD, KHK, Rheu­ma und vie­lem mehr? Hier kön­nen wir zwar the­ra­pie­ren, aber meist nur durch Dau­er­me­di­ka­ti­on. Und alle die­se Medi­ka­men­te haben mehr oder weni­ger star­ke Neben­wir­kun­gen und ver­ur­sa­chen nicht sel­ten neue Krank­hei­ten. Den Anspruch, ins­be­son­de­re chro­ni­sche Krank­hei­ten zu “hei­len”, haben wir Ärz­te schon lan­ge auf­ge­ge­ben, — ja wir hal­ten es selbst für unmög­lich. Und doch lässt sich die­se Mau­er in unse­rem Kopf über­win­den. Ver­su­chen Sie das schein­bar Unmög­li­che. Es gibt erfolg­ver­spre­chen­de The­ra­pie­al­ter­na­ti­ven, gera­de auch bei chro­ni­schen Krank­hei­ten, und eine der effek­tivs­ten ist — für mich jeden­falls, nach mei­ner per­sön­li­chen 30jährigen Erfah­rung — die Homöopathie!

Quel­le: Home­opa­thic Rese­arch Insti­tu­te (HRI)

„Es gibt kei­nen wis­sen­schaft­li­chen Nach­weis dafür, dass Homöo­pa­thie wirkt“

Dies ist die wahr­schein­lich meist­zi­tier­te, völ­lig unzu­tref­fen­de Aus­sa­ge zur Homöo­pa­thie. For­schung im Bereich Homöo­pa­thie ist ein noch rela­tiv neu­es Feld, es stimmt also durch­aus, dass es kei­ne gro­ße Zahl an Stu­di­en gibt, aber eini­ge Bele­ge ist etwas völ­lig ande­res als kei­ne Bele­ge.

Bis Ende 2014 wur­den 189 ran­do­mi­sier­te kon­trol­lier­te Stu­di­en zur Homöo­pa­thie bei 100 ver­schie­de­nen Erkran­kun­gen in Zeit­schrif­ten ver­öf­fent­licht. Dar­un­ter fal­len 104 Stu­di­en, die Pla­ce­bo-kon­trol­liert und für eine wei­te­re detail­lier­te Bewer­tung in Fra­ge kom­men (=> wei­te­re Infos: Home­opa­thy Rese­arch Institute).

Was sind die wich­tigs­ten Ergeb­nis­se zur For­schung in der Homöopathie?

Es gibt eine Viel­zahl von posi­ti­ven ran­do­mi­sier­ten kli­ni­schen Stu­di­en, die eine Über­le­gen­heit der Homöo­pa­thie gegen­über Pla­ce­bo zei­gen. Auch wenn wann man nur die metho­disch hoch­wer­ti­gen pla­ce­bo­kon­trol­lier­ten Stu­di­en zur indi­vi­dua­li­sie­ren Homöo­pa­thie her­aus­greift, zeigt sich ein posi­ti­ves Ergeb­nis. Vier von fünf Meta­ana­ly­sen (sys­te­ma­ti­sche Über­sichts­ar­bei­ten, die auf der Basis von Ori­gi­nal­da­ten eine zusam­men­fas­sen­de Wirk­sam­keit sta­tis­tisch ermit­teln) zei­gen eine Über­le­gen­heit der Homöo­pa­thie als The­ra­pie­sys­tem gegen­über Pla­ce­bo. Die neu­es­te Meta­ana­ly­se von Mathie (2014) zeigt auch nach Coch­ra­ne Kri­te­ri­en ein posi­ti­ves Ergeb­nis für indi­vi­dua­li­sier­te Homöo­pa­thie. Ange­wen­det unter All­tags­be­din­gun­gen in der Pra­xis (Ver­sor­gungs­for­schung) wird kon­sis­tent in den meis­ten Stu­di­en eine Ver­bes­se­rung von Beschwer­den und Lebens­qua­li­tät durch homöo­pa­thi­sche Ärz­te berich­tet. In der Hälf­te aller öko­no­mi­schen Ana­ly­sen wer­den Kos­ten­er­spar­nis­se doku­men­tiert. Beson­ders inter­es­sant ist der Bericht über die Grund­la­gen­for­schung. Weni­gen Men­schen ist bekannt, dass es weit über tau­send Expe­ri­men­te gibt, mitt­ler­wei­le Ver­suchs­sys­te­me an Zell­kul­tu­ren, Tie­ren und Pflan­zen, die Effek­te von Hoch­po­ten­zen zei­gen (ein­zel­ne Stu­di­en wur­den von ande­ren For­schern erfolg­reich repliziert).

Tabelle: Meta-Analysen, Übersicht

Haupt­au­tor

Publi­ka­ti­ons-jahr

Ein­ge­schlos­se­ne Studien

Aus­ge­wer­te­te Studien

Glo­ba­les Ergebnis

Klei­j­nen

1991

107

105

+

Lin­de

1997

119

89

+

Cucher­at

2000

118

17

+

Shang

2005

110

8

-

Mathie

2014

32

22 (3)

+

Quel­le: aus einem Vor­trag von Dr. Jens Behn­ke; Carstens-Stiftung 

Homöo­pa­thie ver­folgt einen völ­lig ande­ren Ansatz als eine Phar­ma­ko­the­ra­pie: So wie bei einem Com­pu­ter ein Com­pu­ter­vi­rus eine Fehl­funk­ti­on her­vor­ruft, so wer­den im Orga­nis­mus eben­falls durch bestimm­te Rei­ze oder Fehl­in­for­ma­tio­nen Krank­hei­ten aus­ge­löst (Den­ken Sie z. B. mal an Lip­pen­her­pes, der oft durch Ekel­ge­fühl her­vor­ge­ru­fen wird, obwohl es eigent­lich ja eine Virus­er­kran­kung ist).

Wie bekämpft man nun einen Com­pu­ter­vi­rus? Durch ein Anti­vi­rus­pro­gramm, d. h. ich lösche die Fehl­in­for­ma­ti­on. Das geschieht auf einer imma­te­ri­el­len Ebe­ne, eben nur durch die rich­ti­ge Infor­ma­ti­on. Genau das macht auch ein homöo­pa­thi­sches Arz­nei­mit­tel: Es bringt den Orga­nis­mus wie­der ins Gleich­ge­wicht, indem es die kör­per­ei­ge­nen Regu­la­ti­ons­me­cha­nis­men beeinflusst.

Es wäre begrü­ßens­wert und wich­tig, dass noch mehr Grund­la­gen­for­schung und auch medi­zi­ni­sche Anwen­dungs­for­schung auf dem Gebiet der Homöo­pa­thie durch­ge­führt wür­de. Ich sage „noch mehr“, denn tat­säch­lich fin­det ja schon jetzt eini­ges an For­schung statt (sie­he unten auf die­ser Sei­te “Inter­es­san­te Links”).

Aber: For­schung ist teu­er. Wuss­ten Sie, dass die Ent­wick­lung eines ein­zi­gen Medi­ka­men­tes (Labor­ver­such, Tier­ver­such, Erpro­bungs­stu­die, Zulas­sungs­ver­fah­ren und Markt­ein­füh­rung, natür­lich auch Wer­be­kos­ten) ca. eine hal­be Mil­li­ar­de Euro (500.000.000,- €) und mehr kostet?

Haupt­trä­ger der For­schungs­pro­jek­te ist aber nun mal die Phar­ma­in­dus­trie. Die aber hat abso­lut kein Inter­es­se dar­an, die Homöo­pa­thie zu unter­stüt­zen. Denn mit homöo­pa­thi­schen Arz­nei­mit­teln lässt sich kein Pro­fit machen. Da behan­deln wir doch lie­ber chro­nisch kran­ke Pati­en­ten mit Dau­er­me­di­ka­ti­on: Lebens­lang Sim­vas­ta­tin, Rami­pril und vie­le ande­re Dau­er­me­di­ka­men­te, das ist ein gutes und siche­res Geschäft. Da wäre es doch fatal, wenn durch die homöo­pa­thi­sche Behand­lung womög­lich so manch ein Pati­ent wie­der gesund würde?

Zunächst ein­mal ist es ein Pro­blem der Defi­ni­ti­on, was Homöo­pa­thie über­haupt ist.

Die Homöo­pa­thie wird von außen – Unkun­di­ge, also die Mehr­heit — als eine Ein­heit wahr­ge­nom­men, was falsch ist. Kom­plex­mit­tel­ho­möo­pa­thie, Ver­ord­nung nach kli­ni­scher Dia­gno­se (bewähr­te Indi­ka­ti­on) und Ein­zel­mit­tel­ver­ord­nung nach klas­si­scher Homöo­pa­thie wird in einen Topf geworfen.

Die Qua­li­tät der Behand­ler ist eben­so heterogen:

1) die Homöo­pa­then, die ledig­lich Kom­plex­prä­pa­ra­te oder allen­falls nach bewähr­ter Indi­ka­ti­on ver­schrei­ben: Haus­mit­tel-Homöo­pa­thie (Arni­ka bei Ver­let­zun­gen etc.). Oft wer­den auch noch Schüss­ler-Mit­tel und Bach­blü­ten-The­ra­pie mit einbezogen.

2) die Homöo­pa­then, die zwar Ein­zel­mit­tel nach erfolg­ter homöo­pa­thi­scher Ana­mne­se ver­schrei­ben, aber ledig­lich viel­leicht 15 Poly­ch­res­te ken­nen (oder mei­nen zu ken­nen) und ver­schrei­ben. Die „klei­ne­ren Mit­tel“ wer­den aus­schließ­lich nach bewähr­ter Indi­ka­ti­on ver­ord­net. Man ver­lässt sich auf die Com­pu­ter-Reper­to­ri­sa­ti­on und es erfolgt auch kein Abgleich mit der Mate­ria Medi­ca. Fazit: Die Ergeb­nis­se blei­ben nur durchschnittlich.

3) die Homöo­pa­then, die sich um gute Kennt­nis­se in der Mate­ria Medi­ca bemü­hen und nach den Richt­li­ni­en der Homöo­pa­thie eine wirk­lich effi­zi­en­te Homöo­pa­thie machen (eine Minderheit)

Die Homöo­pa­thie ist eben immer nur so gut, wie der Homöo­path, der sie anwendet.

In 2019 habe ich am deut­schen Homöo­pa­thie-Kon­gress in Stral­sund teil­ge­nom­men. Es ist wirk­lich erstaun­lich, was für eine enor­me Ent­wick­lung in den letz­ten Jah­ren statt­ge­fun­den hat. Selbst bei schwe­ren Krank­hei­ten wie Alz­hei­mer-Demenz kann die Homöo­pa­thie Erfol­ge verbuchen.

Das media­le Inter­es­se war auch groß. Die soge­nann­ten Skep­ti­ker – oder soll­te man bes­ser Fana­ti­ker gegen die Homöo­pa­thie sagen – waren natür­lich auch ver­tre­ten. Sie ver­such­ten wie­der ein­mal, die Homöo­pa­thie lächer­lich zu machen. Ins­be­son­de­re Herr Böh­mer­mann hat dies sehr per­fi­de in sei­ner Fern­seh­show gezeigt.

Das „Argu­ment“ der Geg­ner lau­tet: „Weil ich nicht ver­ste­hen kann, wie der Wirk­me­cha­nis­mus der Homöo­pa­thie funk­tio­niert, kann es nicht sein, dass sie hilft. Das muss allen­falls ein Pla­ce­bo-Effekt sein!“

Die Zeit wird kom­men – und ist schon da –, da wer­den die „Skep­ti­ker“ die Fra­gen der Pati­en­ten beant­wor­ten müssen:

  1. Wenn das doch alles nur Pla­ce­bo-Effekt ist, war­um sind dann die Nicht-Homöo­pa­then noch nicht ein­mal in der Lage, dies nach­zu­ma­chen? Haben Sie denn das ärzt­li­che Gespräch verlernt?
  2. Wenn das doch alles nur Pla­ce­bo-Effekt ist, alles nur eine Täu­schung der Pati­en­ten sein soll, war­um gibt es dann so wenig Beschwer­den vor der Ärz­te­kam­mer über Fehlbehandlungen?
  3. War­um muss man etwas so vehe­ment bekämp­fen, was doch angeb­lich gar nicht wirkt?

Ich bin seit über 25 Jah­ren als All­ge­mein­me­di­zi­ner, Kas­sen­arzt und Homöo­path in der Pra­xis tätig. Ich ken­ne die leit­li­ni­en­ge­rech­te Phar­ma­ko­the­ra­pie und wen­de sie jeden Tag an. Aber ich weiß eben auch um ihre Begrenzt­heit, ins­be­son­de­re bei den chro­ni­schen Krank­hei­ten. Dar­um wen­de ich die Homöo­pa­thie an, mit deren Hil­fe ich bei vie­len Krank­hei­ten deut­lich erfolg­rei­cher bin.

Homöo­pa­thie kann beglei­tend oder alter­na­tiv zur kon­ven­tio­nel­len Medi­zin bei zahl­rei­chen Erkran­kun­gen ein­ge­setzt wer­den. Ein sorg­fäl­tig aus­ge­wähl­tes homöo­pa­thi­sches Arz­nei­mit­tel kann schnell, sehr ver­träg­lich und dau­er­haft die Sym­pto­me aku­ter und chro­ni­scher Erkran­kun­gen wie Migrä­ne, Neu­ro­der­mi­tis, Asth­ma bron­chia­le, All­er­gien u.v.a. deut­lich lin­dern — bis hin zur Beschwer­de­frei­heit. Dies gilt auch für aku­te Krank­hei­ten bak­te­ri­el­ler oder vira­ler Natur wie bei­spiels­wei­se Ent­zün­dun­gen der obe­ren Atem­we­ge, grip­pa­le Infek­te, Bla­sen­ent­zün­dun­gen oder Magen-Darm-Erkrankungen.

Doch die Homöo­pa­thie hat auch ihre Gren­zen. Liegt bei­spiels­wei­se ein irrever­si­bler Organ­scha­den vor – also ins­be­son­de­re End­zu­stän­de von Krank­hei­ten — und ist der Kör­per nur ein­ge­schränkt zu einer Reak­ti­on auf das homöo­pa­thi­sche Arz­nei­mit­tel fähig, ist die Gren­ze der Heil­me­tho­de erreicht. Also, je frü­her man mit der Behand­lung beginnt, umso bes­ser die Erfolgsaussichten.

Und auch das Tabu-The­ma – Homöo­pa­thie bei Krebs­er­kran­kun­gen – möch­te ich hier anspre­chen. Die Homöo­pa­thie-Geg­ner behaup­ten immer wie­der: Durch die homöo­pa­thi­sche Behand­lung wird dem Krebs­pa­ti­en­ten eine effek­ti­ve onko­lo­gi­sche The­ra­pie womög­lich vor­ent­hal­ten. Ich kann natür­lich hier nur für mich spre­chen. Jeder Pati­ent wird in unse­rer Gemein­schafts­pra­xis nach allen Regeln der Kunst „schul­me­di­zi­nisch“ gründ­lich unter­sucht. Wenn dann, z. B. nach einer Labor­un­ter­su­chung (Tumor­mar­ker wie CEA, PSA, CA-19–9) oder nach einer Ultra­schall­un­ter­su­chung der Ver­dacht auf eine mali­gne Erkran­kung, also eine Krebs­er­kran­kung, vor­liegt, wird die­ser Pati­ent selbst­ver­ständ­lich fach­ärzt­lich über­wie­sen und letzt­end­lich bei Bestä­ti­gung immer (!) ins Kran­ken­haus ein­ge­wie­sen. Hier erfolgt dann die end­gül­ti­ge Dia­gno­se­stel­lung und das auf­klä­ren­de Gespräch mit dem Onko­lo­gen. In der Regel wird hier auch die best­mög­li­che The­ra­pie bereits eingeleitet.

Nach mei­ner Erfah­rung pro­fi­tiert aber gera­de der Krebs­pa­ti­ent von einer beglei­ten­den homöo­pa­thi­schen Behand­lung. Die onko­lo­gi­sche Sicht auf die Krebs­er­kran­kung – so habe ich es jeden­falls erlebt — ist meist eine recht „mecha­ni­sche“: Krebs­zel­len sind mutier­te Zel­len (Dys­pla­si­en), die man durch Ope­ra­ti­on, Che­mo­the­ra­pie und Bestrah­lung besei­tigt. Wenn dies früh­zei­tig erfolgt – was übri­gens bei ca. 30% der Krebs­pa­ti­en­ten erfolg­reich gelingt – ist man wie­der voll­stän­dig gesund.

Ich sehe als Ursa­che bzw. als Aus­lö­ser einer Krebs­er­kran­kung oft Lebens­kri­sen, — psy­chi­sche Belas­tungs­si­tua­tio­nen, die meist so ca. ½ bis ein Jahr vor der Dia­gno­se­stel­lung statt­ge­fun­den haben. Durch die homöo­pa­thi­sche The­ra­pie sehe ich in den meis­ten Fäl­len eine deut­li­che Sta­bi­li­sie­rung des kör­per­li­chen und psy­chi­schen Zustan­des des Pati­en­ten. Dadurch wird nach mei­ner Erfah­rung auch die Pro­gno­se (Ver­rin­ge­rung der Quo­te von Rezi­div­häu­fig­keit oder Zweit­krebs­er­kran­kung) deut­lich verbessert.

Dies gilt auch z. B. für schwer­wie­gen­de neu­ro­lo­gi­sche Erkran­kun­gen wie ALS (Amyo­tro­phe Late­ral­skle­ro­se) oder Mor­bus Parkinson.

Bei chro­ni­schen Krank­hei­ten ist die „homöo­pa­thi­sche Ana­mne­se“ – ein zeit­auf­wen­di­ges Ana­ly­se­ge­spräch, was meist über eine Stun­de dau­ert – uner­läss­lich. Dabei gilt es, die für den jewei­li­gen Pati­en­ten indi­vi­du­el­len und cha­rak­te­ris­ti­schen Sym­pto­me her­aus­zu­ar­bei­ten. Dies geht auch über die eigent­li­chen Krank­heits­sym­pto­me deut­lich hin­aus. „Komi­sche“ Fra­gen wer­den gestellt, wie z. B. „Was essen Sie ger­ne?“, „Schla­fen Sie auf dem Bauch oder auf dem Rücken?“, „Wie reagie­ren Sie auf Wet­ter­wech­sel, Käl­te oder Wär­me?“ etc.. Dar­aus ent­steht eine Art indi­vi­du­el­les Pro­fil; und wenn es gelingt, dies einem ent­spre­chen­den homöo­pa­thi­schen Arz­nei­mit­tel zuzu­ord­nen, ist dies auch in der Lage, den Pati­en­ten auf der kör­per­li­chen wie auf der psy­chi­schen Ebe­ne wie­der ins Gleich­ge­wicht zu bringen.

Dies hängt aller­dings immer davon ab, ob es gelingt, das Simi­le, das pas­sen­de Mit­tel zu fin­den, d.h. das Mit­tel, was unter den über 1.000 homöo­pa­thi­schen Mit­teln die Gesamt­sym­pto­ma­tik am bes­ten abdeckt. Dies kann auch mal ein lan­ger Weg (über Jah­re) sein, aber in vie­len Fäl­len gelingt dies auch schnel­ler (inner­halb eines Jah­res). In der Homöo­pa­thie liegt die Chan­ce auf Hei­lung. Es gibt aller­dings kei­ne Heilungsgarantie!

Und eins soll­ten Sie auch beden­ken: Krank­wer­den ist ein Pro­zess, und Gesund­wer­den ist auch ein Pro­zess, gera­de bei chro­ni­schen Krank­hei­ten braucht es Geduld!

Pri­vat­ver­si­cher­te: Die pri­va­te Kran­ken­kas­se über­nimmt die Kos­ten für die homöo­pa­thi­sche Ana­mne­se gemäß GOÄ.

Gesetz­lich Ver­si­cher­te: Vie­le fort­schritt­li­che gesetz­li­che Kran­ken­kas­sen, z. B. die Tech­ni­ker-Kran­ken­kas­se, die Knapp­schaft, vie­le BKKs u.a., bezah­len die homöo­pa­thi­sche Ana­mne­se und Mit­tel­ana­ly­se. Ob Ihre Kran­ken­kas­se auch dazu gehört, kön­nen Sie z. B. auf der Sei­te des DZV­hÄ ein­se­hen (sie­he Link-Lis­te). Hier fin­den Sie auch eine Lis­te der Ärz­te, die klas­si­sche Homöo­pa­thie anwen­den. Da wird auch sicher­lich einer in Ihrer Nähe mit dabei sein. Im Zwei­fels­fall erkun­di­gen Sie sich bei Ihrer Krankenkasse.

Bei Pati­en­ten mit schwer­wie­gen­den kom­pli­zier­ten Krank­heits­bil­dern, z. B. ALS-Pati­en­ten (Amyo­tro­phe Late­ral­skle­ro­se), ist auch die Ana­mne­se-Erhe­bung und anschlie­ßen­de Ana­ly­se deut­lich auf­wen­di­ger. Es sind ja auch fast immer „Neu­pa­ti­en­ten“ für mich, die ich zuvor noch nicht behan­delt habe. Dies lässt sich lei­der nicht über die kas­sen­ärzt­li­che Ver­sor­gungs­schie­ne und auch nicht über die Homöo­pa­thie-Ver­trä­ge zur Inte­grier­ten Ver­sor­gung (HOM-IV-Ver­trag) dar­stel­len. Hier­zu habe ich Extra-Sprech­stun­den außer­halb der übli­chen Pra­xis­zei­ten ein­ge­rich­tet. Daher rech­ne ich die­se Pati­en­ten­grup­pe (gilt nicht für die von mir haus­ärzt­lich betreu­ten „Stamm­pa­ti­en­ten“!) rein pri­vat­ärzt­lich je nach Auf­wand nach GOÄ (Gebüh­ren­ord­nung Ärz­te) ab.

Im letz­ten Jahr haben lei­der eini­ge Lan­des­ärz­te­kam­mern die Zusatz­be­zeich­nung Homöo­pa­thie aus dem Wei­ter­bil­dungs­ka­ta­log her­aus­ge­nom­men. In den meis­ten Ärz­te­kam­mern, so auch in West­fa­len-Lip­pe, sieht die Wei­ter­bil­dungs­ord­nung auch wei­ter­hin die Zusatz­be­zeich­nung Homöo­pa­thie vor.

Vor­aus­set­zun­gen für die Erlan­gung der Zusatzbezeichnung:

Appro­ba­ti­on als Arzt (abge­schlos­se­nes Medi­zin­stu­di­um) UND

Fach­arzt­an­er­ken­nung oder alter­na­tiv in ein­zel­nen Bun­des­län­dern (der­zeit Bay­ern und Ber­lin) 24 Mona­te Wei­ter­bil­dung in einem Gebiet der unmit­tel­ba­ren Patientenversorgung

Auf­bau der homöo­pa­thi­schen Wei­ter­bil­dung zur Zusatz­be­zeich­nung (nach der­zei­ti­ger MWBO):

6 Kur­se mit je 40 Unter­richts­stun­den (A- bis F‑Kurse). Die Kur­se ver­mit­teln die wesent­li­chen theo­re­ti­schen Grund­la­gen. UND

Fall­se­mi­na­re ein­schließ­lich Super­vi­si­on: 100 Unter­richts­stun­den prak­ti­sche Wei­ter­bil­dung in Arbeits­grup­pen unter Lei­tung eines Arztes/einer Ärz­tin mit Wei­ter­bil­dungs­be­fug­nis „Homöo­pa­thie“ der zustän­di­gen Lan­des­ärz­te­kam­mer oder 6 Mona­te kon­ti­nu­ier­li­che Wei­ter­bil­dung in einer Pra­xis oder Kli­nik unter Lei­tung eines Arztes/einer Ärz­tin mit Wei­ter­bil­dungs­be­fug­nis. (Bit­te beach­ten Sie: Im Bun­des­land Ber­lin ver­langt die Ärz­te­kam­mer 300 Unter­richts­stun­den in Fall­se­mi­na­ren oder alter­na­tiv 18 Mona­te Pra­xis­as­sis­tenz, wobei 6 Mona­te Pra­xis­as­sis­tenz 100 Stun­den Fall­se­mi­nar gleich­ge­stellt wer­den!) UND Bear­bei­tung von 50 Krank­heits­fäl­len im Fallseminar/der Pra­xis­as­sis­tenz, wovon 10 vor­ge­ge­be­ne Fäl­le aus­führ­lich und selbst­stän­dig vom Teil­neh­mer aus­ge­ar­bei­tet wer­den und die Prä­sen­ta­ti­on und schrift­li­che Doku­men­ta­ti­on von 10 eige­nen Krank­heits­fäl­len aus der prak­ti­schen Tätig­keit des Teil­neh­mers, davon min­des­tens 5 chro­ni­sche Fäl­le mit min­des­tens ein­jäh­ri­ger Beob­ach­tung nach der ers­ten Mit­tel­ga­be, sowie Erfül­lung der Min­dest­an­for­de­run­gen bzgl. der Qualitätssicherung.

Dies ist natür­lich schon eine auf­wen­di­ge Wei­ter­bil­dung. Sie kann aber neben (und in) der nor­ma­len Pra­xi­s­tä­tig­keit erwor­ben werden.

Ich kann nur jeder Ärz­tin, jedem Arzt dazu raten: Durch erstaun­li­che Heil­erfol­ge und zufrie­de­ne Pati­en­ten wer­den Sie mit Sicher­heit belohnt!

In der Homöo­pa­thie liegt die Chan­ce auf Hei­lung. Es gibt aller­dings kei­ne Garan­tie. Manch­mal gelingt es sehr schnell, das pas­sen­de Mit­tel zu fin­den, manch­mal ist es auch ein lan­ger Weg.
Ob Sie die­sen Weg gehen wol­len, müs­sen Sie selbst ent­schei­den.
Kon­fu­zi­us (chi­ne­si­scher Phi­lo­soph und Leh­rer) sprach: “Wer nicht danach strebt, dem eröff­ne ich nicht die Wahr­heit. Wer nicht selbst nach den rech­ten Wor­ten sucht, den unter­wei­se ich nicht. Neh­men wir an, ich zei­ge jeman­dem eine Ecke, und er ver­mag es nicht, dadurch auf die ande­ren drei Ecken zu schlie­ßen, dann wie­der­ho­le ich nicht.”

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Homöopathie und Wissenschaft 

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Dr. Karad ist seit 15.10.1989 Mit­glied im DZVhÄ

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